Chiron – eine Einführung in das Thema

Dieser Beitrag erschien das erste Mal auf meinem alten WordPress-Blog „federleicht“ im März 2018.

Lesezeit ca.: 3 min

Chiron wechselt am 17.04.2018 in den Widder

Chiron ist einer der Planeten, über die ich wenig geschrieben habe bisher. Denn während ich noch relativ gut über Chiron sprechen kann, fühlt sich das Schreiben über ihn immer an, als würde ich durch Schlamm waten. Aber angesichts seines Zeichenwechsels ist es der passende Moment, ihn einzuführen.

Chiron, der verletzte Heiler (die Kurzfassung)

wie er auch genannt wird, ist in erster Linie erst einmal verletzt. Chiron ist ein Zentaur, halb Mensch, halb Pferd. Gebildet (was ihn von den anderen Zentauren unterscheidet, die als wilde Horde gelten und damit Außenseiter sind), ist Heiler und ist – auf Grund seiner Abstammung von Zeus (der sich mal wieder übergriffig zeigte) unsterblich. Bei einem Kampf zwischen Herakles und den Zentauren, bei denen dieser zu Gast war, wird Chiron versehentlich von einem Giftpfeil des Herakles getroffen und verletzt.

Er ist unsterblich, aber das Gift ist zu stark, die Wunde kann nicht heilen.

Er zieht sich in seine Höhle zurück, um alle Mittel, die er kennt, durchzuprobieren. Er schämt sich, er mag sich mit seiner Wunde nicht zeigen, und er als Heiler müsste doch eigentlich…(Sie kennen das Lied). Er probiert neues, anderes, bis er eines Tages aufgibt. Er verlässt die Höhle, mischt sich wieder unter das Volk – und beginnt, all das zu lehren, was er selbst erfahren hat.

(Chirons Schlagworte kursiv)

Chiron ist die Erinnerung an unsere Verwundbarkeit

Wir alle tragen „Unheilbares“ mit uns herum, etwas, wo wir versehentlich verletzt wurden, was wir nicht gelöst bekommen, wo wir oft immer noch wütend sind. Der Teil in uns, der körperlich ist, reagiert nicht mit Vergebung, mit Begründungen, warum der oder die andere nicht anders konnte, warum wir versehentlich verletzt wurden. Wir sind einfach wütend.

Verwundertes Tier als Chiron-Sinnbild, der erstmal nur wütend reagiert
verwundetes Tier – Chiron-Sinnbild

Wenn ich in persönlichen astrologischen Beratungen dem Thema Chiron nahe komme, ist es oft so, dass die Person abwimmelt, sich in ihre Höhle zurückzieht, es scheint dann so, als würde ich meinen Finger auf den empfindlichsten Punkt legen. Die Verletzung macht uns zudem zum Außenseiter, wir fühlen uns als Außenseiter – ganz unabhängig davon, ob wir es wirklich sind.

Der oder die verletzte Heiler oder Heilerin werden wir dann, wenn wir mit unserer Wunde, unserer Verletzlichkeit, unserer Geschichte und unseren Gaben und „Mängeln“ leben lernen.

Wenn aus dem „Schwerbehindertenausweis“ der „Schwer in Ordnung – Ausweis“ wird.

Wenn der Vorbestrafte, die vormals  Drogenabhängige und die Traumatisierte mit Jugendlichen oder  Betroffenen arbeitet, und aus eigenen Erfahrungen schöpft.  Die Person, weiß, was es bedeutet. Was aber erst dann möglich wird, wenn wir uns mit dieser Verletzung ausgesöhnt haben, die Wut nicht mehr bei jeder Gelegenheit hochkocht.

Aus der Verwundung, die jede Person an irgendeiner Stelle in sich trägt, mal dreht es sich um die körperliche Ebene, die Kommunikation, das Ansehen oder auch die Beziehungsebene, erwachsen Talente. Talente, die der Person selbst meist nicht bewusst sind. Das bekommen Sie zu hören, wenn Sie Freunde fragen, was Sie besonders gut können. Vieles kennen Sie vielleicht, aber an irgendeiner Stelle kommt der Moment, wo Sie denken, wie, das ist etwas besonderes? Da tue ich Gutes, helfe ich, das wusste ich ja gar nicht.

Chirons Gaben erwachsen aus Lebenserfahrung

und sind solche, die nichts mit einem Abschluss, nichts mit einem Zeugnis zu tun haben. Die ganz selbstverständlich zu Ihrem Hintergrund gehören, aus dem Sie schöpfen können und die Welt bereichern.

Kermit verwundet und mit Pflastern als Bild für Chironn, den verletzten Heiller
Chiron – der verletzte Heiler

Und diese Gaben bedeuten nicht, dass Sie geheilt sind, dass Ihre Wunde geheilt ist, sondern dass Sie eben mit genau dieser Wunde leben. Dass Sie damit in der Welt sind, sich nicht länger in Ihrer Höhle verstecken, sondern offen damit umgehen. Nicht in die Märtyrer- oder Opferrolle gehen, sondern sagen können:

„Das gehört zu mir, das ist eine wichtige Erfahrung, eine wichtige Seite an mir.“

An der Stelle, an der Chiron im Horoskop steht, sind wir uns unserer Verwundbarkeit bewusst. Wir wissen, dass wir nicht unbesiegbar sind, dass wir, wie Siegfried, trotz des Panzers aus Drachenblut, noch diese kleine Stelle an der Achillesferse haben, wo wir getroffen werden können.

Und wir können nichts anderes tun als zu sagen: ja, das bin ich. Das gehört zu mir. Und damit in die Welt gehen.

12 Kommentare

  1. Das ist eine sehr schöne Beschreibung. Vielen Dank. Und ja, ich lese gerne mehr. Barbara

  2. Danke Irene, das hast du klar herausgearbeitet. Jetzt verstehe ich besser.
    Gerne lese ich bei Gelegenheit mehr dazu.

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